Ungleiche Vielfalt ein Rückblick

Am 11. November 2011 fand in der KMS 18 die Abschlussveranstaltung des Projekts Ungleiche Vielfalt statt. Gerald Faschingeder führte durchs Programm der Veranstaltung, bei der Forschungsergebnisse vorgestellt, Satellitenprojekte präsentiert und Zukunftsperspektiven angedacht wurden.
Valentin Eisendle | 22.11.2011

Film und Website

Einen medialen Einstieg in die Veranstaltung brachte ein Kurzfilm, welcher einige spannende Einblicke in die letzten zwei Jahre des Projekts gab und nicht nur Bilder aus den unterschiedlichen Forschungslabs in Wien, sondern auch von den Reisen nach Serbien und in die Türkei beinhaltete. Es ist unser Anliegen, Menschen und Orte in Bewegung zu bringen, so fasste Gerald Faschingeder den dynamischen filmischen Beitrag zusammen. Im Anschluss stellte Simone Grosser die Website des Projekts vor, die ein Produkt der letzten zwei Jahre ist und einen Überblick über das Projekt gibt.

Schwule Schule?

Andreas Novy, wissenschaftlicher Leiter des Paulo Freire Zentrums, präsentierte die Ergebnisse des Seminars 2011 und stellte einige von ihnen vor. Die Themen dieser Arbeiten erstrecken sich von Patchworkfamilien, Mehrsprachigkeit, Motivation und Schule, Geschlechterrollen bis zur Gestaltung von Fremdbildern im Wiener Gemeindebau oder Homosexualität.
Sebastian Howorka, neuer wissenschaftlicher Mitarbeiter des Paulo Freire Zentrums, war damals auch Teilnehmer im Seminar und berichtete im Anschluss genauer über sein Forschungsthema Schwule Schule? Der Einfluss der Schule auf das Bild junger Menschen auf Homosexualität. Mit interaktiver Publikumsbeteiligung stieß er die Anwesenden zur Reflexion zu diesem Thema an. Fragen wie, ob Burschen ein größeres Problem mit Homosexualität hätten oder, ob der Umgang der Lehrkräfte mit dem Thema primär darin bestünde, das Thema zu vermeiden, wurden an das Publikum gestellt, in Kleingruppen besprochen und von Howorka als erforscht oder erfunden aufgelöst.  Den Ergebnissen seiner Forschungsgruppe nach die aus StudentInnen, BG und KMS SchülerInnen bestand beschäftigen sich die meisten Lehrkräfte nur in sehr geringem Ausmaß mit dem Thema Homosexualität. Es sei demnach ein Ansatz nötig, mit welchem Lehrkräfte bessere Anhaltspunkte finden, um dieses Thema zu behandeln. Der Einfluss der LehrerInnen sei aber nicht zu überschätzen, da Faktoren wie Alter, Geschlecht und soziale Position bzw. kulturelles Umfeld der Eltern primär bestimmend für die Einstellung von Jugendlichen zu Homosexualität seien, so Howorka. Auch wenn im Rahmen des Seminars nicht tief in die Hintergründe der SchülerInnen eingedrungen werden konnte, zeichnete sich doch die These ab, dass je liberaler das Elternhaus ist, desto liberaler auch die Kinder sind. Der Umgang und die Einstellung in der Familie begrenzen die Möglichkeiten der Beeinflussung der Schule.

Der Beruf ein kulturelles Erbe?

Danach gab es eine Präsentation eines klassischeren Forschungsthemas von Christine Schwarzgruber, das sich die Frage nach den Herausforderungen für SchülerInnen der KMS 18 beim Übergang in die Berufswelt stellte. Im Fokus dieser Arbeit stand das Projekt Lebensperspektiven, ein Sattelitenprojekt von Ungleiche Vielfalt, das auf unkonventionelle Weise Fähigkeiten und Potentiale von Jugendlichen aus der 3. und 4. Klasse fördern soll. Schwarzgruber präsentierte die Ergebnisse ihrer Diplomarbeit, die von SchülerInnen vorab theatral dargestellt wurden. Sie sieht die Herausforderungen des Berufsübergangs auf der individuellen, der gesellschaftlichen und der institutionellen Ebene angesiedelt. Hier erkenne man auch die Grenzen des Projektes, da nicht alle Ebenen gleichermaßen beeinflusst werden könnten. In ihrer Arbeit erkannte sie eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung der SchülerInnen, so würde beispielsweise die eigene Mehrsprachigkeit kaum als Potential wahrgenommen werden. Abschließend wies Schwarzgruber auf die starke Prägung der Berufswünsche durch den sozioökonomischen Background der Jugendlichen hin.

Satellitenprojekte

In den vergangenen zwei Jahren haben sich immer wieder einzelne Kooperationen zu eigenständigen Nebenprojekten weiterentwickelt. Diese vier sogenannten Satellitenprojekte wurden auf Infotischen präsentiert.
Peggy Skopec, Lehrerin am BG, erzählte vom Projekt Kreativtandem, bei dem sich Paare von jeweils einem/einer BG und einem/einer KMS SchülerIn Geschichten erzählten und diese in einem Bilderrahmen verpackten.
Katrin Aiterwegmaier berichtete in Vertretung von Elisabeth Ettmann vom Projekt Gemeindeentwicklung Secanj. Über die schon vor dem Projekt bestandenen Kontakte des Vereins Im.Ausland und verstärkt durch die Kooperation mit der serbischen Partnerschule Aleksa Santic wurde ein Workshop zum Theater der Unterdrückten organisiert. In Planung sind weitere Aktivitäten im Bereich von Landwirtschaft und Empowerment, um die Gemeindeentwicklung vor Ort zu unterstützen.
Im Projekt Kulturelles Erbe haben die SchülerInnen der KMS 18 und der Aleksa Santic eigenständig geforscht, wie Maja Jurcic, serbische Muttersprachenschule der KMS 18, erzählte.
Stolz berichtet KMS Lehrerin Gerda Reißner vom Projekt Lebensperspektiven, das vor kurzem mit dem europäischen Sprachensiegel ausgezeichnet wurde.

Fazit

Abschließend stellte Gerald Faschingeder die Frage, wie es mit dem Projekt weitergeht, da es ja dieses Kalenderjahr ausläuft. Erika Tiefenbacher, Direktorin der KMS 18, brachte ihre Wertschätzung gegenüber dem Projekt auf den Punkt, indem sie die Möglichkeit, daran teilzunehmen, als Glück bezeichnete. Sie achte persönlich darauf, dass in ihrer Schule Projekte wie Ungleiche Vielfalt immer eine längerfristige Perspektive hätten und würde sich eine Weiterführung wünschen. Die Direktorin des Gymnasiums Klostergasse, Karin Lobner-Schatzl, betonte, dass es unbedingt weitergehen müsse. Das Ergebnis des Projekts werfe noch mehr Fragen auf, als es beantworte. Die beteiligten AkteurInnen könnten sehr viel voneinander lernen, denn nicht zuletzt bräuchten auch die SchülerInnen des Gymnasiums Lebensperspektiven. Abschließend berichtete Andreas Novy von der Neueinreichung des Projektes 2012. Insbesondere für Studierende sei das Projekt ansprechend, weil es Barrieren verringere und praktische Erfahrung ermögliche.

Die Veranstaltung fand noch einen entspannten Ausklang mit einem von den SchülerInnnen der KMS 18 liebevoll angerichteten Buffet.




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